ESAN - Eine abertzale Gewerkschaft der Polizei in Euskal Herria


Wer Einsätze von Polizisten der Ertzaintza, der im Jahr 1982 gegründeten Autonomiepolizei der Autonomen Baskischen Gemeinschaft, schon erlebt hat, weiß, dass diese nicht sehr zimperlich vorgehen. Mag dies damit zu tun haben, dass bei der Ertzaintza [ähnlich wie bei der Mossos d’Esquadra in Katalonien] die Besoldung höher ist als bei der spanischen Polizei und deshalb viele spanische Beamte eine Beschäftigung dort vorziehen? Oder liegt es möglicherweise in einer Prägung, die für den Job ein*r Polizist*in notwending sein mag?

In den Wirren des Internets bin ich zufällig auf eine Gewerkschaft der Ertaintza gestossen, die mich überrascht hat. Viel Informationen konnte ich leider nicht zusammentragen, ich habe schlichtweg kaum Quellen gefunden.


2006 beschlossen einige Ertzaianas, die in ELA [Eusko Langileen Alkartasuna, 1911 aus dem Umfeld der PNV gegründet] organisieret waren, sich von dieser Gewerkschafts zu lösen und ihr eigenes Sindikatua zu schaffen. Sie waren das mangelnde Engagements der bestehenden Gewerkschaftsorganisationen für ihren Beruf überdrüssig geworden und beschlossen, einen Schritt nach vorn in der Verteidigung ihrer Rechte zu machen. Deshalb hatten sie sich entschieden, neben den Generalistengewerkschaften eine eigene Gewerkschaft zu gründen, in der sich alle Angehörigen der Polizeikräfte des Baskenlandes vertreten fühlen würden.



Sie gründeten Euskal polizien Sindikatu Abertzale Nazionala [Abertzale Gewerkschaft der baskischen Polizei, ESAN].

Aufällig ist, dass sie bei ihrer Namensgebung die Begrifflichkeit Abertzale gewählt haben, übersetzt bedeutet dies „dem Vaterland verbunden“. Mit den Abertzalen wird in der Regel der linke politische Flügel der baskischen Unabhängigkeitsbewegung bezeichnet. Die Verwendung des Begriffs geht auf die Zeiten von Herri Batasuna zurück, die als politscher Arm von ETA 2001 gegründet und 2013 in Batasuna überging. Anhänger der konservativen baskischen Unabhängigkeitsbewegung im Umfeld der PNV bezeichnen sich als Jaltzales.
Die Existenz der Ertzaintza ist innerhalb der abertzalen Linken in Euskal Herria umstritten, hat diese sich doch massiv am Vorgehen gehen ETA und deren Sympathisant*innen in diesen Kreisen nicht viel Freunde gemacht.

In Veröffentlichungen von ESAN finden wir immer die Verwendung von Euskal Herria für die Region, die Definition des Baskenlandes, die die drei Provinzen der Autonomen Gemeinschaft des Baskenland [CAV] Gipuzkoa, Bizkai und Araba sowie Nafarroa und die drei Provinzen in Iparalde (dem französchien Baskenland) einschliesst. Die von ihnen verewendete Kart im Logo bestärkt ihre Prägung. Erstaunlich, denn das Einsatzgebiet der Ertzaintza ist nur die CAV, auch Euskadi genannt.

ESAN verkündet, dass sie nach Jahren harter Arbeit, Anstrengung und Willen heute sagen können, dass viele Menschen Vertrauen in ESAN haben. In diesem Projekt geht es ihrer Ansicht nach darum, sich zu multiplizieren.

„Jeden Tag kommen neue Mitglieder hinzu, um mehr gewerkschaftliche Stärke an den Verhandlungstischen zu erreichen. Wir haben in der Ertzaintza mitz 500 Mitgliedern begonnen. Heute sind wir die zweitgrößte Gewerkschaft in diesem Sektor mit einem exponentiellen Anstieg auf über 2.000 Mitglieder.
Unser Gewerkschaftsmodell ist selbstverwaltet, so dass wir nicht auf Subventionen angewiesen sind, die unsere Handlungsfreiheit beeinträchtigen könnten, was für die Verteidigung von Arbeitnehmeransprüchen absolut unerlässlich ist. Wir sind nicht wie andere Dritten gegenüber rechenschaftspflichtig, sondern nur gegenüber unseren Mitgliedern. In unserer Unabhängigkeit liegt unsere Stärke.

DIE ARBEITSBEDINGUNGEN DER BASKISCHEN POLIZISTEN ZU VERBESSERN

Dies ist das einzige Ziel. ESAN wird sich nicht an politischen oder kommerziellen Aktivitäten usw. beteiligen. Unsere Energie und Zeit ist einzig und allein auf diesen Weg gerichtet.
Deshalb werden wir, wann immer es eine Möglichkeit gibt, dies zu erreichen, versuchen, und wann immer wir sehen, dass es möglich ist, arbeitsrechtliche Verbesserungen für baskische Polizisten zu konsolidieren, werden wir grünes Licht geben.
ESAN wird zunächst versuchen, das maximal Mögliche zu erreichen, und nach Abschluss von Verhandlung die Vorschläge wertschätzen und alles akzeptieren, was unsere berufliche Qualität verbessern soll.

Wir besuchen ständig die Arbeitsplätze, um aus erster Hand die tatsächlichen Bedürfnisse aller Agenten zu besprechen. Wir haben auch unsere eigenen Einrichtungen, in denen unser Team seine Tätigkeit auf strukturierte und freiwillige Weise ausübt, um die Rechte aller Arbeitnehmer zu verteidigen. Denn wir sind stolz auf das, was wir sind.

Seit unserer Gründung ist etwas mehr als ein Jahrzehnt vergangen. Eine Zeit, in der unsere Arbeit Anerkennung gefunden hat. Nun wollen wir weiterhin mit allen Mitgliedern zusammen und auf Patrouille voranschreiten, um die Arbeitsbedingungen dieses Berufsstandes zu verbessern, der so edel ist, wie er bei zahlreichen Gelegenheiten verunglimpft wurde.

Wir streben die Gleichberechtigung aller Männer und Frauen an, die im Euskal Herria Polizeiarbeit leisten, um uns zusammenzuschließen, um unsere Rechte vor den Rathäusern und Institutionen, die über unsere berufliche Zukunft entscheiden, strenger zu verteidigen.

Präsenz
Wir sind eine der Mehrheitsgewerkschaften und die eigentliche Referenz für die Polizei des Baskenlandes.

Unabhängigkeit
Wir führen regelmäßige Besuche an den Arbeitsplätzen durch, um aus erster Hand die tatsächlichen Bedürfnisse aller Beamt*innen zu besprechen.

Zielsetzungen
Unser Ziel ist es, die Arbeitsbedingungen unseres Kollektivs zu verbessern.“